LMHI – Globuli gegen AIDS

Mit dem Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) befindet sich in Deutschland die einzige Institution, die eine verantwortungsbewusste homöopathische Behandlung sicherstellt. Insbesondere wird kein Arzt vom DZVhÄ gefährliche Erkrankungen wie Krebs und gefährliche Infektionserkrankungen (wie das HIV eine auslöst) ausschließlich homöopathisch behandeln. Wenn Journalisten anfragen, wird der Öffentlichkeit stets versichert, Homöopathen behandelten nur Schnupfen, „chronische Erkrankungen“, die mit der schulmedizin nicht ausreichend behandelbar sein und Befindlichkeitsstörungen. Alle, die schulmedizinische Behandlung benötigen, würden dieser durch die KollegInnen zugeführt. Zwar tummeln sich im DZVhÄ auch KollegInnen, die bösartige Tumorerkrankungen rein homöopathisch behandeln. Denn wie jeder großer wissenschaftlich orientierte Verband hält der DZVhÄ Abweichler aus. Auch wenn diese Pioniere des therapeutischen Nihilismus ihren Weg mit Tod und Leid pflastern.

Einer dieser Pioniere ist Dr. Raj Kumar Manchanda. Herr Dr. Manchanda darf einen Vortrag beim 72. Homöopathischen Weltärztekongress in Leipzig (LMHI) halten. Seine Ausbildung erhielt er an einer Schule für Homöopathie. Welche Qualifikation ihn befähigt, sich „Arzt“ nennen zu dürfen, wird aus seiner Vita nicht ganz klar. Homöopathische Schulen in Indien sollen vom akademischen Niveau ungefähr auf einer Ebene mit Heilpraktikerschulen liegen. Ich denke jedoch, dem Urteil der KollegInnen vom DZVhÄ können wir vertrauen! Sie werden sicher nicht mit unzureichend ausgebildeten Quacksalbern die Bühne teilen.

Im Vortrag von Dr. Manchanda wird es um die homöopathische Behandlung von „HIV/AIDS“ gehen. In dem Abstract zum Vortrag erwähnen die Autoren, dass 1991 noch keine „antiretrovirale Therapie“ (ART) für mit dem HI-Virus infizierte Menschen „zur Verfügung“ stand. Das bedeutete für infizierte Menschen in der Regel ein Todesurteil.

Heute, 25 Jahre später, ist eine HIV-Infektion – die adäquate medizinische Behandlung vorausgesetzt- eine chronische Erkrankung und infizierte Menschen haben eine beinahe durchschnittliche Lebenserwartung. Systematische Forschung und Druck von AktivistInnen haben diesen Erfolg möglich gemacht. „AIDS“ hat, zumindest in Staaten mit angemessenem Gesundheitssystem, viel von seinem Schrecken verloren. Wie groß der Anteil der homöopathischen Gemeinde an diesem Erfolg war, wäre ein interessantes Thema für einen Vortrag beim 73. LMHI-Kongress. Auch wenn es vermutlich ein kurzer Vortrag wäre.

Weil es also 1991 noch keine wirksame Therapie gab, wurde vom „Zentralrat für Forschung in der Homöopathie“ eine „klinische Forschungsabteilung in Mumbai gegründet“. Das ist naheliegend, denn wenn es nichts gibt, kann man auch mit Nichts behandeln. In 25 Jahren wurden „2502 Fälle für die homöopathische Behandlung eingeschrieben und drei Studien wurden seitdem veröffentlicht“. Man wolle die „Auswirkung der langfristigen homöopathischen Behandlung bei Fällen hervorheben (!), die seit über 15 Jahren beobachtet werden.“

Man wundert sich immer wieder, was diese Homöopathen so alles aus ihren Kügelchen rausholen.

Die Laborwerte („CD4-/CD8-Verhältnis“) sind zwar im Studienverlauf schlechter geworden aber AIDS sei bei keinem der Studienteilnehmer ausgebrochen. Zumindest bei keinem der noch weiterhin zur Behandlung erschien. Zwar ist der natürliche Verlauf einer HIV-Infektion sehr variabel. Je nachdem wie „schwer“ die Infektion zu Beginn ist, wie alt der infizierte Mensch und welche genetische Ausstattung die Person mitbringt, kann ein Immunsystem das Virus einige Jahrzehnte in Schach halten, bevor es versagt. Ich bin mir aber sicher, dass die Tatsache, dass „alle Patienten (…) ausschließlich mit klassischer Homöopathie behandelt“ wurden, ausschlaggebend für den Verlauf der Infektion war. Und nicht reale Bedingungen.

Darum verstehe ich auch die Schüchternheit der Schlussfolgerung nicht. Hier haben die Homöopathen zweifelsfrei BEWIESEN, dass eine alleinige homöopathische Behandlung von HIV-Infektionen tolle Ergebnisse zeigt und trotzdem schlussfolgern sie:

„Im Notfallszenario der Resistenzen und Nebenwirkungen bei der ART-Behandlung von ART bei HIV-Infektionen könnte es eine Möglichkeit sein, Homöopathie als begleitende Behandlung zur Standard-ART-Therapie einzusetzen. Weitere Studien sind wünschenswert.“

So bescheiden!

Ich frage mich natürlich, warum eine „Studie“ gemacht wird, in der Menschen ausschließlich homöopathisch „behandelt“ werden und dann eine Schlussfolgerung folgt, die wenig mit der Studie zu tun hat. Vielleicht stört eine „schulmedizinische“ Behandlung ja den homöopathischen Behandlungsverlauf!? In dem Fall wäre es doch unverantwortlich Menschen NICHT „ausschließlich mit klassischer Homöopathie“ zu behandeln. Ich habe fast den Verdacht, die Homöopathen beugen sich hier wieder dem Zeitgeist, der gegen „medizinischen Pluralismus“ ist.

Epilog:

LeserInnen aus den frühen Tagen dieses Blogs werden sich vielleicht noch daran erinnern, dass die Ärztekammer Berlin 2012 einmal fast Fortbildungspunkte für die Veranstaltung eines Homöopathen vergeben hätte, der HIV allein mit Homöopathie behandelt. Der Herr heißt Jeremy Sherr und hat unter anderem geäußert, dass man „AIDS in vielen Fällen (Anm: durch homöopathische Behandlung) heilen kann“. Auch Herr Sherr hat seine aufrechte Haltung aufgeweicht und versucht, Kritik aus dem Weg zu gehen, indem er beteuert, auch schulmedizinisch zu behandeln.

Weitere Texte zum 72. Homöopathischen Weltärztekongress in Leipzig:

LMHI – Auf den Zahn gefühlt

LMHI – Grafologische Homöopathie

LMHI – Sanft bei Krebs