Fundstücke 37: Kinder, Kinder

Nicht nur Frau Schröder ist aus der Baby-Pause zurück; auch hier finden sich diesmal überdurchschnittlich viele Verweise auf Artikel mit und über Kinder.

ABC News brachte neulich einen Beitrag über Transkinder (hier bei der Mädchenmannschaft). Vor einiger Zeit habe ich schon einmal einen ähnlichen, deutschen Beitrag gesehen. Bei beiden fiel mir auf, dass die in einem männlichen Körper geborenen Kinder, die sich als Mädchen fühlen, extrem den weiblichen Klischees entsprechen: sie lieben Schminke, Puppen, etc. Nein, ich habe nichts dagegen, dass die beiden sich zu diesen Dingen hingezogen fühlen. Allerdings frage ich mich, ob Transmenschen, die dem nicht entsprechen und sich dennoch dem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, überhaupt ernst genommen werden würden. Ähnliches wird auch in den Kommentaren bei der Mädchenmannschaft diskutiert.

Ergänzend zu dem ersten verlinkten Film schreibt TOHUWABOHU in den Kommentaren:

„Fernab der Transgender-Debatte: Was mich beim Film geschockt hat, ist, dass es anscheinend in der US-amerikanischen Gesellschaft normal zu sein scheint, dass sich Mädchen mit 10 Jahren schminken (Makeup, Lidschatten, das ganze Programm) und auf der anderen Seite gleichzeitig kindgemäß noch mit Barbie-Puppen spielen. Ich habe die Vermutung, dass solche gesellschaftlichen Regelungen nicht gerade zu einer Identitätsfindung (in jeglicher Hinsicht) zu einem freien Menschen vereinfachen.“

 

„Das abgetriebene Kind beobachtet mich aus dem Himmel.“

Mit  Wasserkindern machen japanische Tempel, so dieser ARD-Beitrag, riesige Umsätze. Um ihr Gewissen zu beruhigen stellen Mütter dort Statuen auf, die im Laufe der Zeit eine Unsumme Mietgebühren kosten. In Japan herrscht eine hohe Abtreibungsquote, weil die Pille bis in die 90er hinein nicht verfügbar war – so die Erklärung des Fernsehberichts. Statt zu verhüten werde auch heute eben vielfach abgetrieben. Ehrlich gesagt verstehe ich das nicht ganz, die psychischen Folgen, mit denen dann die Tempel reichlich Umsatz machen, sind ja offensichtlich, zumindest auf Seiten der Frauen, da. Andererseits deutet der Vorgang („Pille oder Abtreibung“) auch mal wieder darauf hin, dass Verhütung noch immer zu oft allein Frauensache ist.

 

Als Alleinerziehende wieder einen Job bekommen? So geht das jedenfalls nicht: Kindern von Hartz IV-Müttern nur 5 Stunden KiTa zubilligen und dann erwarten, dass sich der Rest von selbst ergibt.

„Mathilda hat sich an die Kita gewöhnt“, berichtet Anna. Sie weiß jetzt, dass fünf Stunden Kita am Tag nicht reichen – weder für sie noch für Mathilda. Immer, wenn sie Mathilda abholen soll, will das Mädchen gern noch bleiben. Die anderen Kinder gehen ja auch noch nicht. Wenn Anna Mathilda morgens weggebracht hat, würde sich Anna am liebsten noch mal hinlegen, denn noch immer wird Mathilda jede Nacht ein paarmal wach. Aber es ist schwer, in weniger als fünf Stunden den Alltag zu organisieren. Mit den Ämtern zu streiten. Und dann auch noch in Lohn und Brot zu kommen.“

 

EU-News: Die EFSA hat Probleme. EFSA, das ist die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit; eigentlich eine der Vorzeigeagenturen, weil sie relativ durchsichtige Strukturen, mehrere Möglichkeiten, sich auch von außerhalb einzubringen und bisher eher weniger Skandale zu bieten hatte. Damit dürfte es, nach einem Skandal im Juni und diesem aktuellen vorbei sein:

„Recherchen der belgischen Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) und des französischen Netzwerks für Gesundheit und Umwelt (RES) zeigen, dass zwei der neu in das EFSA-Expertengremium für „Lebensmittelzusatzstoffe und Lebensmitteln zugesetzte Nährstoffquellen“ (ANS) berufene ExpertInnen es versäumten, ihre bisherigen Tätigkeiten für die Lebensmittelindustrie offenzulegen. Beide Experten waren in beratender Funktion für die industrienahe Denkfabrik und Lobbyorganisation ILSI (International Life Sciences Institute) tätig.

ILSI wird unter anderem getragen von Coca-Cola, Danone, Kraft, Unilever, Nestlé, McDonalds, BASF, Monsanto und einem führenden Hersteller von Aspartam, Ajinomoto.“

Agenturen sind meist Anhängsel der Kommission, teilweise aber auch des Rats oder des EU-Parlaments. Im Auftrag dieser drei untersuchen sie bestimmte Bereiche, wie die EFSA z.B. die gesundheitlichen Auswirkungen von Genfood, und sprechen auf dieser Grundlage Empfehlungen aus. Diese werden meist so, vor allem von der Kommission, übernommen, um auf dieser Grundlage Gesetzesentwürfe zu verfassen.

 

Antje Schrupp hat mit einem  Sprecher der Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion ein Interview geführt. Ganz abgesehen davon, dass auch in diesem Gespräch wieder einmal deutlich wird, dass es zu schaffen ist, sich als Religionsgemeinschaft nur von Spenden zu erhalten, wird noch ein anderer, interessanter Unterschied zu den (deutschen) christlichen Kirchen sichtbar:

Wie viel Prozent der Muslime in Deutschland repräsentieren Sie?

Das ist eine häufig gestellte und, wenn man so will, typisch deutsche Frage. Im Islam gibt es keine Mitgliederstruktur, sondern Moscheen, die Gottesdienste für alle Muslime anbieten. In der Frankfurter Zentral-Moschee haben wir zum Beispiel gut 100 Mitglieder, aber zum Freitagsgebet kommen rund 1500 Menschen, nicht nur Türken, sondern auch Araber, Pakistaner, Afghanen, Bosniaken und deutsche Konvertiten. Es ist im Grunde umgekehrt wie in der Kirche, wo es viel mehr Mitglieder gibt als Gottesdienstteilnehmer.“

 

Wenn die Niederlande ein Burka-Verbot einführen, dann klingt das nicht nur nach Geert Wilders, sondern kommt von ihm.

„Die niederländische Regierung hat ein Burka-Verbot im öffentlichen Raum beschlossen. «Es wird in der Öffentlichkeit ein allgemeines Verbot des Tragens von Kleidungsstücken geben, die das Gesicht bedecken», teilte das Innenministerium nach einer Kabinettssitzung mit. (…)

Der Vorsitzende der rechtspopulistischen und islamfeindlichen Freiheitspartei (PVV), Geert Wilders, hatte das Burka-Verbot bei den Koalitionsverhandlungen im September 2010 durchgesetzt. Die Minderheitsregierung von Liberalen (VVD) und Christdemokraten (CDA) ist auf die Duldung der PVV angewiesen.“

Bravo. Bevor man auf die angewiesen ist, verzichtet man doch besser auf  die Regierung. Interessant, dass in Deutschland jemand wie Ypsilanti über die Linken stolpern kann, aber die konservativen Parteien in den Niederlanden nicht über Rechtsextremisten.

 

Zum Schluss noch ein Veranstaltungstipp: im Martin Gropius Bau (Berlin) kann man ab dem 23. September eine Ausstellung zur „1000jährige Geschichte der polnisch-deutschen Beziehungen“ bewundern. Ergänzt wird das ganze durch mehrere Podiumsdiskussionen; die Daten und weitere Details zur Ausstellung findet man hier.

 

Das Bild der Woche: die (ganz) junge russische Oberschicht., portraitiert von der Bremer Fotografin Anna Skladmann.

Die nächsten Fundstücke kommen wie immer vom zuverlässigen merdeister.

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